Elisabeth Vreede - Die Konstellation zu Christi Geburt
Mathematisch - Astronomische Sektion am Goetheanum
Astronomische Rundschreiben. 1. Rundschreiben. Dezember 1934
Die Konstellation zu Christi Geburt
Korte samenvatting van dit stuk van Dr. Elisabeth Vreede, een van de eerste en naaste medewerkers van Steiner.
Er bestaat een nauwe wisselwerking tussen de mens op aarde en de kosmos, waarbij het in het bijzonder gaat om geestelijke krachten, die met de mensheid op aarde in verbinding staan en leiding geven.
De bewegingen van de planeten t.o.v. de dierenriem aan de hemel kunnen als een schrift worden gelezen en geven de betekenis weer van gebeurtenissen die op aarde plaatsvinden.
De wijzen uit het oosten beschikten over de kennis de betekenis van planeetstanden te duiden. Zij wisten bovendien van Zarathustra dat eens de Grote Geest, Ahura Mazda, wonend op de zon, naar de aarde zou komen. Uit de stand van de planeten maakten zij op, wanneer dat zou gebeuren en in welk land.
Niet alleen beschikten zij over de nodige kennis, maar ook over helderziende vermogens.
De verwekking in Maria van het lichaam dat geschikt was Gods Heilige Geest in zich op te nemen, gebeurde door diezelfde geest. Er was sprake van een geestelijke verwekking en maagdelijke geboorte.
Terug naar De Ster van Bethlehem, in vragen en antwoorden
Die Frage nach dem Wirken des Kosmischen im Menschenleben kann für den anthroposophisch denkenden Menschen zu einer tief bedeutsamen werden. Auch wenn wir ganz absehen von dem höchst Fragwürdigen, das in dem astrologischen Treiben der Gegenwart liegt, könnte einfach aus dem Studium der Geisteswissenschaft heraus der Wunsch nach einem tiefem Eindringen in die kosmischen Gesetze in der Menschenseele erwachen. Rudolf Steiner hat in seinen Vorträgen auf die Grundlagen und Grundbedingungen einer wirklichen Astrologie öfter hingewiesen. Ebenso hat er mit harten Ausdrücken das jenige bezeichnet, was heute, sei es gut oder eben anders gemeint, sich als Astrologie in der Welt verbreitet.
Wir haben einige wesentlichen Stellen in den früheren Rundschreiben der mathematisch-astronomischen Sektion (II. Jahrg. 1928/29, insb. Nr. 2) angeführt und auch versucht, einige Klarheit darüber zu bringen, warum Anthroposophie zu einer andern Astrologie kommen müsse als zu der in der äussern Welt gebotenen. Und es wurde versucht wenigstens hinzuweisen auf diejenige Richtung, in der eine neue Astrologie zu suchen sei. Doch musste es damals bei diesen Andeutungen bleiben. Geistige Einsichten können ja nur langsam und allmählich reifen, und auch dieser Vorgang kann nicht allein persönliches Erlebnis sein, sondern ist durch die Fragen und Erwartungen, das Verständnis und die Mitarbeit Anderer mitbedingt.
So möge erneut versucht werden, in das anthroposophische Geistesgut so einzudringen, dass es uns weitere Aufschlüsse über der Verhältnis des Menschen zum Kosmos, des Kosmos zum Menschen gibt, insofern das Verhältnis als ein astrologisches zu betrachten ist und eine Astrologie für die Gegenwart überhaupt eine Berechtigung haben kann. (1)
Der Ursprung des Menschen aus dem ganzen Weltall heraus ist ja eine Grundvorstellung des Anthroposophischen. Das Kapitel in Rudolf Steiners 'Geheimwissenschaft' über 'Die Weltentwicklung und der Mensch' ist ganz darauf gebaut. Wenn auch der Mensch während der Erdenentwicklung immer mehr und mehr ein selbständiges Wesen wurde, so steht er doch mit den geistigen Kräften und Wesenheiten des Weltalls in einer fortwährenden Beziehung. Sein Leben zwischen Tod und neuer Geburt verläuft ja ganz in der kosmisch-geistigen Welt. Auf diesen Tatsachen nur kann eine wirkliche Astrologie beruhen. Dass der Mensch unter einem bestimmten Himmelsstande geboren wird und in diesem einen Ausdruck seines Schicksals (Karma) findet, ist nur ein Teil seines ganzen Verwobenseins mit dem Kosmos.
Auf die Weltgeschichte in diesem kosmisch-umfangreichen Sinne, dass die Saturn-, Sonnen- und Mondenentwicklung mit einbegriffen sein soll, muss die Astrologie ihrem Wesen nach aufgebaut sein. Zu diesem Weltgeschehen gehört auch die ganze Erdenentwicklung und gehört vor allem dasjenige, was als Mittelpunkt dieser Entwicklung "der Erde ihren Sinn gegeben hat," wie es Rudolf Steiner auszudrücken pflegte, das ist die Geburt und das Leben, der Tod und die Auferstehung des Christus-Jesus. Gerade diese 'mystische Tatsache', durch die Himmel und Erden vereinigt wurden, darf nicht übersehen werden bei einer astrologischen Betrachtung im anthroposophischen Sinne.
Man hat sich angewöhnt, unter dem Einfluss der heutigen Zeitströmungen, die ja wieder auf alte Traditionen zurückgehen, unter Astrologie etwas zu verstehen, das in irgend einer Weise mit der Notwendigkeit, mit der Gebundenheit und Bestimmtheit des menschlichen Schicksals zu tun hat. Die menschliche Entwicklung hat aber auch diejenigen Elemente in sich, durch die sie allmählich in ein anderes Verhältnis zum Kosmos kommen muss so, dass der Mensch anfängt, selber in diesen Kosmos einzutragen, einzuschreiben, was er sich auf Erden geistig erarbeitet hat. Und dieses muss sowohl für den Menschen wie für den Kosmos als das Bedeutsamere angesehen werden gegenüber demjenigen Verhältnis, das vorher bestand. (2)
Als ein Knotenpunkt dieser Entwicklung steht, wie gesagt, Christi Leben da. Mit ihm wurde nicht nur ein Mensch aus dem kosmischen All geboren, wie sonst die Menschenseelen - es wurde ein kosmisches Prinzip selber, ein geistiges Wesen, wie es vorhin und auch nachher niemals auf der Erde gewesen war, in einem Menschenleibe verkörpert. Die Erde ist im Grunde ein Geistwesen, so wie der Kosmos auch. Und so konnte sie nicht unverändert bleiben, als der Christus in dem Menschen Jesus von Nazareth auf ihr gelebt hatte und durch den Tod auf Golgatha gegangen war.
Die Vorbereitung zu diesem Geschehen hebt an mit der ersten Weihnacht unserer christlichen Zeitrechnung. An dieser Zeitenwende steht vor uns die bedeutsame Erzählung von den drei Weisen aus dem Morgenlande, den 'Magiern', die dem Stern folgen und zur Anbetung des Kindes in Bethlehem erscheinen mit ihren Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe. Ein astrologisches Motiv spielt da in das Evangelium hinein.
Rudolf Steiner hat öfter hingewiesen auf die wunderbare Komposition, die dem Evangelium zu Grunde liegt, wie sie hier z.B. in der zweifachen Anbetungsszene; durch die Hirten auf dem Felde, die uns das Lukas-Evangelium erzählt, und durch die Könige aus dem Morgenlande, die im Matthäus-Evangelium enthalten ist, zu Tage tritt. (Vergl: Die Suche nach der Isis-Sophia. 'Das Goetheanum' X Jahrgang Nr 52) Den einfachen, dem ahnenden Träumen hingegebenen Hirten, ertönt die Offenbarung der Engel, die sie hinführt zur Krippe des Jesus-Kindes, jenes Kindes eben, von dem das Lukas-Evangelium erzählt.
Die drei Weisen aber schauen den Stern im Osten und begeben sich auf die Reise. Sie kommen nach Jerusalem; dann müssen sie sich durch des Herodes' Vermittlung von den Schrift-gelehrten den Ort der Geburt erzählen lassen und langen so, vom Stern geführt, ebenfalls in Bethlehem an.
Aus dem Wortlaut des Evangelien-Textes allein ist über dasjenige, was da geschehen ist, gewiss nicht alles zu erfahren. Rudolf Seeiner macht ja darauf aufmerksam, dass der Text hier korrumpiert ist, die Uebersetzung aus dem Urtext vielfach auf Missverständnis beruht. (Vergl. 'Von Jesus zu Christus', Dornach 1933, S. 116 f.) Das trifft insbesondere auf das Matthäus-Evangelium zu. Nicht die Evangelisten selbstverständlich, sondern die später mit dem Evangelium Hantierenden konnten die Weisheit, die in den Evangelientexten lag, nich mehr voll mit ihrem Bewusstsein umfassern. (3) Und gerade dasjenige, was die Magier erfuhren, die Weisheit, durch die sie den 'Stern' schauen und seine Offenbarung deuten konnten, gerade das war schon zur Zeit des Christus-Jesus selber ein so Ungewöhnliches, im Grunde Vergangenes, dass es bald darauf nicht mehr verstanden werden konnte. Daher sind die Deutungen von diesem Stern, von seinem Erscheinen und Wandern und Stillstehen über dem Hause in Bethlehem im Laufe der Zeiten, immer mehr abwegig geworden. Erst Rudolf Steiner hat uns der Möglichkeit eines Verständnisses näher gebracht.
Wir müssen uns dazu genauer befassen mit der Tatsache von der Geburt der 'beiden Jesusknaben'. (S.: 'Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit', Dornach 1925 S. 52). Zwei der geistigen Herkunft nach ganz verschiedene Wesenheiten werden zu Beginn unserer Zeitrechnung in Palästina geboren. Die eine Seele, die in der Nacht vom 24. zum 25. Dezember des Jahres 1 geboren wird, stammt ganz aus geistigen Regionen, ist vorher niemals voll in einem menschlichen Leibe verkörpert gewesen.
Die 'Schwesterseele Adams', der nicht zur Erde herabgestiegene Teil der menschlichen Seelensubstanz, senkt sich in den Knaben, der im Lukas-Evangelium geschildert wird, zum ersten Male zu einer irdischen Geburt nieder. Von ihm künden die Engel in der Höhe, zu ihm eilen die Hirten, die die frohe, aus dem Uebersinnlichen erklingende Botschaft in ihren Herren - nicht durch äussere, physische Ohren - vernommen haben.
Nicht lange vorher aber war ein anderer Knabe geboren worden, der in sich eine der reifsten, weisesten Seelen der Menschheit trug und der dazu vorbestimmt war, zu dem herannahenden Mysterium von Golgatha in einem ganz bestimmten Zusammenhang zu stehen. Diese Seele war diejenige des Zarathustra. Sie hatte im alten Persien als Inaugurator der Kultur des 2. nachatlantischen Zeitraumes gewirkt; sie war in jenem frühen Zeitenlauf von der grossen Sonnengeiste selber eingeweiht worden. Sie hatte die Menschen gelehrt, die Erde zu bearbeiten, das böse neben dem guten Prinzip zu erkennen, das Gefühl der persönlichen Selbstständigkeit zu entwickeln. (Vergl. 'Geheimwissenschaft' Dornach 1930 S. 239).
So hoch war diese Seele gestiegen, dass sie nicht nur von ihrer Weisheit, sondern nach ihren Tode auch von ihren Wesensgliedern an andere Menschheitsführer abgeben konnte, und sie wurde auch die später folgende ägyptische Kultur von seinem wiederverkörperten Schüler, (4) von Thoth oder Hermes Trismegistos gelenkt, dem der Astralleib des Zarathustra eingegliedert worden war. (Man sehe über die geisteswissenschaftlichen Tatsachen, die hier nur kurz wiedergegeben werden können: 'Das Matthäus-Evangelium', Dornach 1930, 2. Vortrag). Hermes konnte dadurch die Gesetze der Raumeswelt, die Sternengesetze den Menschen enthüllen.
Astrologie blühte im alten Aegypten und im benachbarten Chaldäa, eine Astrologie, die ursprünglich nicht eine rechnende war, sondern eine schauende, imaginative, wenn auch mit denjenigen Fähigkeiten erlangt, die wir heute als 'atavistisches Hellsehen' betrachten müssen.
In graue Vorzeiten, Jahrtausende vor Christi Geburt, weist man mit diesen Angaben zurück. Wir müssen uns vorstellen, dass es tatsächlich eine Zeit gegeben hat, in der man in den Sternbildern des Tierkreises, in den Bewegungen der Planeten gelesen hat, so wie wir heute in einem Buche lesen das aber mit toten, konventionellen Buchstaben gefüllt ist. Diese astrologische Weisheit pflanzte sich mit der Zähigkeit, die insbesondere der alt-ägyptischen Kultur anhaftete, fort. Sie blieb erhalten, passte sich aber den später auftretenden, mehr intellektuell-rechnenden Fähigkeiten, die allmählich an die Stelle des alten Hellsehens traten, an.
Noch immer galt Thoth oder Hermes als der Lehrer der Sternenweisheit. Er war es auch, der aus der Sternenschrift die Menschenschrift - die ursprüngliche Hieroglyphenschrift - gebildet hatte. Aber seine Nachfolger arbeiteten immer mehr die einzelnen Regeln aus, die dazu angetan waren, das frühere unmittelbare Schauen zu ersetzen. Die Ueberlieferung erzählt von den sagenhaften ägyptischen Weisen Petosiris und Nechepso die die Hermetische Sternenweisheit in ihren ebenfalls sagenhaften Büchern der Welt übermittelt haben. Man muss auf diese Zusammenhänge hinweisen, um sich etwas hineinzufinden in die Weisheitssphäre, in der die Weisen aus der Morgenlande lebten, als sie die göttliche Geburt am Sternenhimmel ablasen. Dr Steiner hat es einmal so ausgedrückt. Er spricht von dem bilde, "wie die drei Weisen nach der Erkundung, die sie aus den Sternen gewonnen haben, worin sie gesehen haben, dass der Stern des Christus deutlich seine Schrift am Himmel gezogen hat, kamen, um anzubeten den Christus, der angekommen sein musste, wie sie also aus der Sternprophetie des angekommenen Christus gekommen sind. (5)
Diese Sternenweisheit war im eminentesten Sinne verschieden von dem, was wir heute Astronomie nennen... Sternenweisheit, aus der hervorgegangen ist das prophetische Vorauswissen der drei Weisen, ist eben etwas anderes. Sternenweisheit wurde da nicht genommen wie Erdenweisheit. Sternenweisheit wurde da genommen als etwas, das man nicht bloss mathematisch oder physikalisch verzeichnen muss, sondern wie etwas, das durch eine zu erlernende Schrift gelesen werden muss. Man ging aus von den feststehenden zwölf Zeichen des Tierkreises und beobachtete, welche Veränderung in ihrer Stellung die Planeten erfahren, deren man sieben annahm, wie Sie wissen, in dem Verhältnis zu diesen feststehenden Zeichen des Tierkreises. Die Bewegungskurven nahm man hin, und wie wir die Buchstaben lesen, so nahm man die Kurven hin, Kurven und Zeichen, die sich ergaben aus den Stellungen, und man sägte hinzu zu diesen, an den Sternen selbst gemachten Beobachtungen die Ebene, die differenzierte Ebene, welche charakterisiert ist, wenn man das Weltenall empfindet vom irdischen Gesichtspunkt aus, durch Norden, Süden, Osten und Westen, wobei man die Tiefendimension als intensive gedachte nicht hinzunahm, sondern alles dasjenige, was sich in der Tiefendimension ergab, auf diese Ebene projezierte.
Nun suchte man dadurch, dass man gewissermassen diese vierfach differenzierte Ebene als die Tafel betrachtete, auf der man las dadurch, dass man dasjenige, was sich sonst in der Sternenwelt ausnahm, zeigte, offenbarte; dadurch hatte man das Gefühl, man liest im Kosmos. Und es waren ganz bestimmte Aufträge die man für sein Lesen im Kosmos gewissermassen bekommen konnte.
So war ein Auftrag der, dass man etwa sagte: Versetze dich genau in das Schauen, das innere, verstehe dich darinnen zu empfinden und verfolge, indem du verstehst, dich in dieser Weise innerlich empfindend eingestellt hast, verfolge dann den Gang des Mondes, verfolge also dasjenige, was so hineingestellt werden kann, und du verstehst als Erdenmensch die Geheimnisse des Saturn.
Ich will nur zunächst andeuten, wie solche Dinge gegeben werden. Das sind Dinge, die durchaus einmal lebendige Menschenbeschäftigung waren. Und aus solcher lebendiger Menschenbeschäftigung, aus den Lesen am Himmel stellte man sich ein gewisses Wissen zusamen. Damit habe ich Ihnen nur charakterisiert, wie die Weisheit beschaffen war in Bezug auf den Menschen, von der die Weisen aus dem Morgenlande ausgegangen sind, als sie den Christus suchten; diese Weisheit hat sie zum Suchen des Christus gebracht." (6)
Diese Weisheit war zur Zeit der Geburt des Christus-Jesus im Grunde schon erloschen, sie lebte als Tradition, als Regeln zur Berechnung, sie lebte nicht mehr als Schauen. Nur die Weisen aus dem Morgenlande hatten sich, ausser der überlieferten Weisheit auch das Schauen bis zu einem hohen Grade bewahrt. Und das führte sie zum Erkennen desjenigen, was da im Weltenall und vom Weltenall aus auf die Erde sich niedersenkend, vor sich ging.
Diese 'Magier' waren in früheren Leben Schüler des Zarathustra gewesen, der, wie uns Rudolf Steiner mitteilt, 6 Jahrhunderte vor der christlichen Zeitrechnung als Zarathos oder Nazarathos in Chaldäa gelebt hatte. Sie hatten die damalige Astrologie, die Hermetische Sternenweisheit kennen gelernt. Was bei der übrigen Menschheit schon damals längst im Untergang war, bei ihnen lebte es als Fähigkeit fort. Sie konnten noch in dem Erdenleben, das sie nun kurz vor dem Anfang des Christentums antraten, nicht nur rechnend, sondern auch hellseherisch dasjenige verfolgen, was da vor sich ging.
Auf Zweierlei müssen wir hinweisen, wenn wir das Verhältnis betrachten wollen, das die Magier zu dem kommenden Christus-Ereignis hatten. Einmal erwarten sie ihren Meister, den wiederkehrenden Zarathustra (oder Zarathos-Nazarathos) als neugebornen Erdenmenschen. Mit ihm sind sie gleichsam karmisch verknüpft, sie wissen um seinen Stern und um die Konstellation seiner Geburt. Aber gerade durch ihre Verbundenheit aus alten Zeiten her mit dem grossen Zarathustra und seinen Mysterienlehren wissen sie von dem noch Grösseren, der da erwartet wird, dem Sonnengeist, den schon Zarathustra als die grosse Sonnenaura geschaut und verehrt hatte. Die Wiedergeburt ihres Meisters ist für sie der Auftakt zu dem grossen Weltendrama, dem Kommen des Christus.
Eine menschliche, wenn auch menschlich höchste Geburt war diejenige des wiedererscheinenden Zarathustra. Eine kosmische Geburt war diejenige des Christus-Impulses in einem Menschenwesen. In verschiedener Art erleben die Magier die Wirkung dieser beiden Geburten.
Der 'salomonische Jesusknabe', jener Knabe des Matthäus-Evangeliums, der die Zarathustra-Seele in sich trug, wird kurze Zeit vor dem andern Jesusknaben geboren, d.h. kurze Zeit vor dem Weihnachtstage des ersten Jahres unserer Zeitrechnung. (7) Seine Geburt unterlag der Sternengesetzmässigkeit, die sich z.B. in seiner Geburtskonstellation ausdrückte. Und diese wiederum ist mit einer andern Konstellation verbunden, die sich vor der Geburt abspielt und das Herannahen einer auf Erden niedersteigenden Seele ankündigt.
Stellen wir uns die Magier vor als Eingeweihte in die Hermetische Sternenweisheit und als Schauende in die geistige Welt! Sie kennen das erhabene Gesetz, nach welchem Zarathustra wiedergeboren werden wird. Er ist der grosse Inspirator der persischen Kultur gewesen. Diese persische Kultur stand im Zeichen der Zwillinge. Der Frühlingsaufgangspunkt der Sonne, der heute in den Fischen liegt, war damals in den Zwillingen. Und die alt-persische Kultur trägt auch die Signatur der Zweiheit an sich, sie lehrt das Prinzip, das sich in Licht und Finsternis, in Gut und Böse offenbart. In einer eigentümlichen Weise ist sie auch mit der Konstellation der Jungfrau verwandt. Rudolf Steiner sagt darüber in einem seiner Vorträge (vom 23. Dezember 1920): "Es gibt eine alte Art, die Himmelssphäre darzustellen. Sie war schon den persischen Magiern eigen. Sie sahen hinauf zum Himmel, sahen im Tierkreis physisch dasjenige Sternbild, das man die Jungfrau nennt, und sie haben hineingesehen geistig in dieses Sternbild dasjenige, was physisch nur im Sternbilde der Zwillinge zu bemerken ist. Diese Weisheit, sie hat sich erhalten, die so im Menschen lebt, dass der Mensch den Zusammenklang vernehmen kann, bemerken kann, zwischen dem Sternbilde der Jungfrau und dem im rechten Winkel dazu, im Quadranten dazu stehenden Sternbilde der Zwillinge.
So wurde es dargestellt, dass an die Stelle des Sternbildes der Jungfrau die Jungfrau mit dem Aehrenzweige, aber auch mit dem Kinde dargestellt wurde, das nur der Repräsentant der Zwillinge ist, der Repräsentant der (beiden) Jesusse. Insbesondere war dies eine astrologische Anschauung in der Perserzeit."
Hier wird die Quadratstellung der Sternbilder des Tierkreises genannt. Von der Opposition oder Gegenüberstellung der Sternbilder war im Altertum so die Rede, dass diese irgendwie zusammengehören. Fische - Jungfrau, Widder - Wage, Zwillinge - Schutze haben polar-entgegengesetzte, aber auch polar-verwandte Eigenschaften. (8)
Die aus der All-Einheit sich entzweiende Offenbarung trägt noch ihren Ursprung an sich, indem sich die gegenüberliegenden Punkte entsprechen. Rudolf Steiner hat diese Polarität als diejenige des elementarisch-Geistigen und des ihr gegenüber erscheinenden majahaft-Materiellen geschildert. Eine geistgemässe Mathematik, wie sie in der projektiven oder synthetischen Geometrie zu finden ist, liefert deutliche Vorstellungen von dieser polaren Verwandtschaft des sich im Durchmesser Gegenüberstehenden.
Durch die Quadratstellung aber wirkt in der sinnlichen Maja das astralisch-Geistige hinein, der rechte Winkel bringt dieses zum Ausdruck. So steht gleichsam hinter der sinnlichen Konstellation der Zwillinge, unter der die alte persische Kultur sich abspielte, aus dem geistig-Astralischen hineinscheinend, diejenige der Jungfrau. So ist diese Zwillinge - Jungfrau-Konstellation diejenige der persischen Zeit, und als Repräsentanten dieser Zeitepoche diejenige des Zarathustra selbst.
Von diesen Dingen also wussten die Magier, sie kannten die Konstellation, die die Wiedergeburt ihres Meisters ankündigen sollte. Zu dem alten Wissen, das in Aegypten, in Chaldäa als Hermetische Sternenweisheit lebte, gehörte auch die Kenntnis der Regeln, wie der Abstieg aus der geistigen Welt und die darauffolgende Geburt des Menschen zusammenhängt.
Es wird jede Seele so geboren, dass sie aus einer bestimmten Richtung des Weltalls herkommt, d.h. von einem der zwölf Tierkreissternbilder. Aus dieser Richtung heraus nähert sie sich im vorgeburtlichen Leben dem Monde. (Es hat diese Richtung etwas zu tun mit der Bestimmung der Weltanschauungskonstellation im Sinne des Zyklus. Der menschliche und der kosmische Gedanke. Davon kann in einem späteren Rundschreiben einmal gehandelt werden). Diese Richtung ist wie ein kosmischer 'Aszendent' oder besser vielleicht gesagt 'Deszendent', die Richtung des Herabsteigens aus dem Kosmos. So wie diese gleichsam auf den Mond hin gerichtet ist, so ist im Augenblick der Geburt der Mond, von der Erde aus, in demselben Sternbilde zu sehen, aus der die Seele sich im Vorgeburtlichen dem Monde genähert hat.
Und noch das Weitere gilt: Während im Vorgeburtlichen die Seele zum Monde hinstrebt, ist der Mond, von der Erde aus gesehen, in einem bestimmten Sternbilde stehend. (9)
Eine zweite Richtung kündet sich in dem bedeutungsvollen Augenblick in der Mondsphäre an, jene, die der Seele gleichsam den Weg zur Erde hinzeigt. Aus dieser Richtung nähert sich die Seele der Erde im Augenblick der Geburt, aus dem Osten (bezw. aus der Halbkugel, die von dem östlichen Horizont durchschnitten wird); diese Richtung wird zum sogenannten Aszendenten im Geburtshoroskop.
Wir haben so zwei bedeutsame Momente einander gegenüberstehend und einander gewissermassen bedingend. Der erste liegt im Vorgeburtlichen, in ihm kommen zum Ausdruck: die Herkunftsrichtung der Seele aus dem Kosmos zum Monde als zum Tor der Vergangenheit hin, und die Zukunftsrichtung der Seele vom Monde zur Erde hin. Dieser Moment liegt um die Zeit der irdischen Empfängnis herum, ist aber nicht (wie in alten Zeiten schon materialistisch-irrtümlich geglaubt wurde), mit dieser zu identifizieren, sondern er ist durch Ereignisse im Uebersinnlichen bestimmt, die mit dem Bilden des Aetherleibes der sich herabsenkenden Menschenseele und mit dem Weg der 'Geistgestalt' des neuen Erdenleibes zu tun haben. Nur soviel soll jetzt darüber gesagt werden.
Der andere Moment ist eben derjenige der Geburt und zeigt eine Spiegelung des vorhin Geschilderten. Die bestimmte Tierkreisrichtung, aus der die Seele aus dem Kosmos zum Monde hin kam, der kosmische Deszendent, wird zu derjenigen Richtung, in der von der Erde aus bei der Geburt der Mond im Tierkreis gesehen wird; und die früher vom Mond zur Erde hin weisende Richtung wird nun diejenige, die im Augenblick der Geburt im Osten als Aszendent über den Horizont steigt, damit der Weg der Seele zur Erde hin gleichsam charakterisierend.
Das, was hier so beschrieben wird, war im Altertum, in einer etwas andern Form ausgedrückt, in demjenigen enthalten was später die 'Hermetische Regel' genannt wurde. Es wird also auf Hermes, den Begründer der alten Sternenweisheit hingewiesen, und wir sehen hier wohl ein Beispiel von jenem Vorgang, den Rudolf Steiner einmal so charakterisierte, dass er sagte: gerade in alten astrologischen Schriften sei bisweilen aus dem Grunde Wertvolles zu finden, weil die Menschen um so besser abgeschrieben hätten, je weniger sie dasjenige verstehen, was sie abschreiben. Sie verderben es dann nicht durch ihre eigene Weisheit. (S. 'Lucifer - Gnosis' Heft 28 und auch Astron. Rundschreiben 1928 II. Jahrg. Nr. 2) . (10)
Wir können uns durchaus vorstellen, dass diese Regel, (die im wesentlichen auf die siderischen Mondumläufe gegründet ist und auch astronomisch einen nicht uninteressanten Aufbau hat), zur Zeit des Hermes Trismegistos eine "lebendige Menschenbeschäftigung" war, einem wirklichen Schauen des vorgeburtlichen Lebens entsprach. Sie konnte mit dem Hinschwinden dieses Schauens nur zu einer ziemlich müssigen mathematisch-astrologischen Berechnung herabsinken. So klingt sie uns schon in den ersten schriftlichen Ueberlieferungen der Kommentatoren, die es vor dieser Regel gibt, entgegen. Sie wird dort auf die Autorität eben jenes Petosiris hin angeführt, von dem wir oben sprachen. Er soll ein ägyptischer Weiser gewesen sein, der zusammen mit einem ägyptischen König Nechepso tiefgehende astrologisch-medizinische Werke verfasst haben soll.
Man hielt diese beiden bis vor kurzem für ganz sagenhafte Persönlichkeiten, bis vor etwa 15 Jahren das Grab eines Petosiris in Oberägypten freigelegt wurde, der nach seiner eigenen Inschrift Priester des 'Herrn von Hermopolis', nämlich von Thoth oder Hermes gewesen war, also offenbar ein eingeweihter Astrologe. Und einer der späteren Kommentatoren, Proclus Diadochus, von dem man die Regel erfährt, sagt von ihm: "Die Aegypter um Petosiris und auch Zoroaster behaupten ausdrücklich, und Ptolemäus findet daran Gefallen, dass der Aszendent im Vorgeburtlichen ('Spora') zum Orte des Mondes wird bei der Geburt, und der Mond [in jenem Augenblick, von der Erde aus gesehen] zum Aszendenten bei der Geburt".
Man sieht: Es wird hier (zum Entsetzen der Philologen!) auch Zoroaster als ein Wissender dieser Regel genannt. Wir brauchen dabei nicht an den ursprünglichen Zarathustra zu denken; es wird sich viel eher um jenen Zarathos handeln, der nur einige Jahrhunderte vor dem Aegypter Petosiris (der etwa im 4.Jahrh. v. Chr. blühte) gelebt haben mag. Die ägyptische Sternenweisheit des Hermes war damit auch eine chaldäische geworden - und dem Lehrer der drei Weisen aus dem Morgenlande bekannt.
So können wir verstehen, wie auch diese von ihr wussten und, den Mondlauf durch den Tierkreis verfolgend, gleichsam den Stern des Ungeborenen suchten. Gewiss, die Regel war zu ihrer Zeit schon zu einem reinen Rechenexempel geworden, (11) das man dazu von der Geburt ausgehend, nur noch rückwärts anwandte und in materialistischem Sinne missdeutete, aber die Magier hatten ja ein Hellsehen, und für sie war die Geburt zuletzt das Erscheinen des Sternes 'im Osten' und in der Jungfrau, den sie schon lange vorher aus der Richtung der Zwillinge hatten leuchten sehen.
Die Zwillinge in die Jungfrau geistig hineingesehen, eine Seele, die sich aus der Richtung der Zwillinge zum Mondendasein, von diesem zur Jungfrau hin dem Erdensein nähert, - eine leuchtende Seele, der Goldstern Zarathustra! Er zeigt sich dem Geistesauge, der Mond durchläuft zehnmal den Tierkreis und noch zur Jungfrau hin, die Bewegungskurven der Planeten, des Saturns vor allem, der in den Zwillingen steht, werden gelesen, und nun wissen die Magier, dass die Zeichen erfüllt sind.
Wir wollen die zwei sich entsprechenden Momente einmal aufzeichnen, zwar in der heutigen abstrakten Art, die aber doch als Bestandteile dasjenige enthält, was Rudolf Steiner gleichsam als die Buchstaben des alten Sternenlesens auf der Tafel schilderte. Den einen Moment, den vorgeburtlichen, wollen wir als in der Mondensphäre sich abspielend zeichnen, mit dem Monde daher im Mittelpunkt der Figur, vom Tierkreis umgeben, den kosmischen 'Aszendenten' (oder 'Deszendenten') als Richtung von oben her, - in diesem Falle also ohne Beziehung auf eine nach Norden, Süden, Osten, Westen differenzierte Ebene, d.h. ohne Horizont, da dieser nur für den Erdenstandpunkt in Betracht kommt.
Die dem Monde sich nähernde und sich mit dem Aetherleib umkleidende Seele wollen wir im Symbol des Pentagramms aufzeichnen. Die Richtung vom Monde zur Erde hin - hier senkrecht auf der kosmischen Richtung stehend, führt zur Jungfrau (bezw. es wird der Mond von der Erde aus in diesem Falle in dem gegenüberliegenden Sternbilde der Fische gesehen. Das ist keine Willkür, sondern kann durchaus der Hermetischen Regel in einem konkreten Fall entsprechen. (12) Es soll auf diese besonderen Verhältnisse jetzt nicht näher eingegangen werden, weil es für das eigentliche Thema dieses Rundschreibens zu weit führen würde.)
Für die Geburt selber wäre gerade diese letzte Richtung diejenige des irdischen Aszendenten, des am Horizont aufsteigenden Tierkreisbildes, der Mond würde, im Meridian kulminierend, in den Zwillingen stehen. (Der Osten ist hier, nach der Gepflogenheit Rudolf Steiners, rechts genommen, die Richtung der Tierkreiszeichen wird daher entgegen derjenigen des Uhrzeigers.) Noch einmal ist die zur Geburt schreitende Seele in Pentagrammform dargestellt, der Erde - die jetzt den Mittelpunkt der Figur darstellt, sich nähernd - aus der Richtung der Jungfrau her.
Das hier Aufgezeichnete weist nicht zunächst auf ein bestimmtes Datum hin, da uns das Geburtsdatum des Salomonischen Jesusknaben ja nicht bekannt ist. Und die hier wiedergegebene Situation kann sich öfter im Jahre wiederholen. Eben deshalb ist es klar, dass die Magier nicht nach der Berechnung allein sich richten konnten, sondern auch durch ihr Hellsehen wissen mussten, dass die Zeit ihres Meisters gekommen war.
Wenn wir heute solche Berechnungen anstellen wollen, dann können wir ja dasjenige berücksichtigen, was Dr. Steiner im Zyklus 'Das Lukas-Evangelium' (Dornach 1931 S. 119) sagt, was auf eine Geburt um den 9. Juni herum führen würde, vor der Geburt Johannis des Täufers, mit dem Monde in den Zwillingen und in diesem Falle (ausser dem Saturn) auch noch mit der Sonne in den Zwillingen, so dass am Himmel gleichsam jene Konstellation zu sehen wäre, (13) von der Dr. Steiner in dem Zyklus 'Die geistigen Hierarchien und ihre Wiederspiegelung in der physischen Welt' (6. und 7. Vortrag) sagt, dass an ihr in den Zarathustraschulen das System der geistigen Herrschaftsgebiete gelehrt worden ist, indem man von der Sonne zu den Zwillingen hinwies und zwischen Erde, Sonne und Zwillingen die Wirkungsbereiche der Hierarchien aufzeichnete: "Und man rechnete, wenn man sprach von den Erscheinungen am Himmel, alles mit Bezug auf das Sternbild der Zwillinge, so dass, wenn wir den Tierkreis aufzeichnen würden, wir hier oben zu zeichnen haben das Sternbild der Zwillinge. Es würde dann zu zeichnen sein im unmittelbaren Anschluss an den Tierkreis das, was das Herrschaftsgebiet der Throne begrenzt, was also zur Grenzmarke den Saturn hat."
Man könnte ev. auch - da zwischen der Matthäus- und Lukasgeburt ja nur einige Monate liegen sollen - an eine Geburt um die Michaelizeit, 27. oder 28. September denken, bei der ebenfalls der Mond in den Zwillingen, die Sonne in dem letzten Teil der frühmorgens aufsteigenden Jungfrau wäre. Es ist aber überhaupt nicht nötig, solche Annahmen in Bezug auf das Datum der Geburt hier zu machen. Denn dasjenige, worum es sich für uns handeln muss, ist doch etwas Anderes, was nur durch die weitere Betrachtung klar werden wird.
Die Magier aus dem Morgenlande wissen aus ihrer früheren Einweihung auch um eine weitere Geburt. Es werden zwei Knaben geboren werden, der eine von den beiden ist ihr Meister im Geiste, Zarathustra. Sein vorgeburtliches und sein Geburtshoroskop zeigen seinen übersinnlichen Weg an, und der Goldstern geht tatsächlich von Osten nach Westen, von den chaldäischen Landen nach Judäa, wie einst Abraham von Chaldäa nach Palästina geführt wurde. Aber diese Geburt hat mit Anderem noch zu tun. Ein übermenschliches, ein kosmisch-höchstes Wesen soll geboren werden, von dem Zarathustra in all seinen Verkörperungen seit der uraltpersischen Zeit gekündet hatte.
Mit ihm werden neue kosmische Kräfte auf die Erde kommen, Kräfte, die bis dahin niemals in einem Menschenleibe auf Erden gewesen sind. Für diese Geburt eines neuen Impulses sind die beiden anderen, gleichsam Zwillingsgeburten, nur die Vorbereitung. Aber sie künden die kommende Christusverkörperung jede in ihrer Art an. Das Zarathustra-Ich vereinigt bei seiner Geburt Zwillinge und Jungfrau, die Zwillinge kulminierend, die Jungfrau im Aufstieg.
Es folgt nun auf diese Geburt, mit der sich die Weisen aus dem Morgenlande besonders verbunden fühlen mussten, (14) diejenige des Lukas-Jesusknaben, des reinen, noch niemals vom Irdischen berührten Menschenichs, um die Mitternacht der ersten Weihenacht. Dieses Datum ist ja, wie Dr. Steiner ausdrücklich sagte, als historisch zu betrachten. Auch zu diesem Datum gehört ein anderes, vorgeburtliches. Es kann entsprechend der Hermetischen Regel nur am 26. März gewesen sein, nämlich (in diesem Falle) genau 10 Mondenumläufe vor der Winterweihenacht. Dieses Datum, das ja mit demjenigen der Mariä Verkündigung ziemlich genau übereinstimmt, entspricht durch himmlische, nicht durch irdisch-menschliche Verhältnisse demjenigen der Christnacht.
Wiederum, ja noch stärker als bei der andern Jesusgeburt ist alles auf das Zeichen der Jungfrau hinorientiert. ('Zeichen' und 'Sternbild' fallen für diese Zeit noch ziemlich genau zusammen. Es werden daher beide Ausdrücke hier durch einander gebraucht. Errechnet worden ist alles für die Sterne.) Aus dieser Richtung kommt die Seele, in dieser Richtung ist auch, von der Erde aus, der Mond zu suchen. Der Mond am Himmel, vor der Jungfrau stehend, auf Erden der Engel Gabriel, der Jungfrau Maria die Geburt verkündend - fürwahr eine Himmelsschrift von seltener Klarheit.
Wir bringen das Bild hier nicht mit dem Monde, sondern mit der Erde im Mittelpunkt, weil tatsächlich alles Wichtige in diesem Augenblick sich auf der Erde konzentriert. Es handelt sich hier nicht um die karmische Vergangenheit der sich verkörpernden Seele, um ihre Erlebnisse in der Mondensphäre, um einen Herabstieg aus dem Kosmos im Zusammenhang mit früheren Erdenleben, denn diese Seele war ja noch niemals auf Erden verkörpert, hat keine karmische Vergangenheit. Aber der Mond selber kommt gleichsam in der Gestalt des Engels Gabriel zur Erde. (15)
Nach der Regel des Hermes ist in diesem Augenblick das Sternbild der Jungfrau im Osten aufsteigend, im Aszendenten. Es ist der weltgeschichtliche Moment, wo in Maria der Jungfrau die kosmischen Kräfte sich verkörpern, die vorher niemals in einem Menschenwesen sich niedergelassen hatten, die bei keiner früheren Empfängnis oder Geburt eine Rolle jemals gespielt hatten, weil sie nicht auf Erden, sondern nur in der geistig-kosmischen Welt vorhanden waren. Dasjenige, was als die Christus-Wesenheit durch die Johannestaufe im Jordan sich in den Menschen Jesus von Nazareth niedergesenkt hatte, das war eben die göttliche Sohneskraft, die dann in einem menschlichen Leibe wirkte. Bei der Verkündigung des menschlichen Trägers der Christuskraft, des Jesus von Nazareth, senkten sich die anderen göttlichen Kräfte, diejenigen des Heiligen Geistes, in die menschliche Jungfrau herab und wirkten wie eine kosmische Befruchtung. All das spricht zu uns aus der vorgeburtlichen Konstellation des 26. März des ersten Jahres unserer Zeitrechnung.
Betrachten wir noch die Sonne dazu: sie steht bedeutsamerweise in dem Widder, im Zeichen des himmlischen Lammes: Sie ist das kosmische Sinnbild für diejenige Wesenheit, um derentwillen die Verkündigung an Maria geschieht, das Sinnbild des Christus. So haben wir in einer Himmelskonstellation bildhaft dasjenige vor uns, was Rudolf Steiner einmal als eine Schilderung des Christus als höchstem Weltenwesen gab: "Er steht seiner ganzen Wesenheit nach in der Sonne und ist in seinen Schöpfungen mit dem Mond und der Erde verbunden, und seine Kraft liegt im Sternbild des Widders oder Lammes ... Aus dem Himmel selbst hergeholt ist die Bezeichnung des 'Opferlammes' oder des 'mystischen Lammes'. Wiederum steht Saturn, der kosmische Hüter, in den Zwillingen im Zenith.
Das Lukas-Jesuskind wird in der ersten Weihenacht in Uebereinstimmung mit den alten Menschheitsregeln geboren in den Tagen nach der Wintersonnenwende. Es ist das Wesen, das geistig-seelisch in der Sonne gewohnt hat durch lange Zeiten, während auf Erden die Menschen durch Geburten, Tode und Sünde gingen. Als es geboren wird, steht die Sonne nahe dem tiefsten Punkt ihrer Jahresbahn und zugleich ihrer Tagesbahn. Es ist die Zeit um die Wintersonnenwende und die Mitternacht. Das Sternbild der Jungfrau steigt wiederum am Osthorizont auf. In der Mitte des Sternbildes, zusammen mit dem Stern Spica, der 'Aehre', (16) die die Jungfrau in der Hand trägt, steigt der Mond auf, wie bei dem Ereignis, das auf die Verkündigung Mariä folgte. Saturn hat die Zwillinge noch nicht verlassen, steht der Sonne und besonders der Venus in einer Opposition gegenüber. Venus und Merkur gesellen sich - jene als Morgen-, dieser als Abendstern - der Sonne zu. Mars und Jupiter sind aufsteigend zwischen der Sonne und dem Ostpunkt.
Diese Konstellation kann so wie für ein gewöhnliches Horoskop aufgezeichnet werden: sie gilt für die Zeit, die etwas vor der Mitternacht des heiligen Abends liegt. Aber damit wäre nicht der gewaltige Vorgang geschildert, der sich in jenem Augenblick abspielte. So wie die 'Verkündigung Mariä' eine Vorbereitung auf diese Geburt war, so war diese Geburt selber die Vorbereitung für das kommende Mysterium von Golgatha. Die Sonne selber strahlte aus der Jungfrau, geistig leuchtete sie in der Jungfrau auf, weil auf Erden eine Geburt stattfand, die im kosmischen Sinne als eine jungfräuliche bezeichnet werden muss. Die Erde hatte angefangen, durch diese Geburt kosmisch zu werden. Noch war der Sonnenkeim nicht selber in sie gelegt, aber kosmische Kräfte hatten, aus der Jungfrau ausstrahlend, ihren Anfang genommen, zu denen sich 33 Jahre später die unmittelbaren Sonnenkräfte des Christus wesens durch seinen Tod auf Golgatha der Erde beigesellten.
Damit war die Erde selber Kosmos geworden. Sie hatte nun dasjenige in sich, was sie sich bis dahin nur von aussen musste schenken lassen. Es konnten nun auch die Menschenseelen dasjenige aufnehmen, was so der Erde zuteil geworden war. Sie wurde ein anderes Wesen, bekam eine andere Gesetzmässigkeit. Sie bekam einen eigenen, neuen Rhythmus, eben denjenigen des 33 jährigen Christuslebens *) (17)
*) (Diese Darstellung knüpft an den Vortrag Rudolf Steiners an 'Et incarnatus est…' (Dornach 1933) und will versuchen, eine Antwort zu geben auf die oft gestellte Frage über die Weihnachtskonstellation, die durch diesen Vortrag hervorgerufen wird.)
Wir können uns die geistige Verwandlung, die mit der Erde und der Menschheit in dieser Zeit vor sich gegangen ist, gar nicht tief genug vorstellen. Bis jetzt hatten die Sternenkräfte geherrscht, im Einzelleben und im Leben der Menschheit. Sie herrschen ja auch weiter noch. Ohne die kosmischen Wirkungen könnte die Erde, könnte der Mensch keinen Augenblick bestehen. Aber für dasjenige, was alle Menschen angeht, was im geschichtlichen, im sozialen Werden geschieht, fängt mit dem Mysterium von Golgatha eine neue Aera an. Nicht mehr durch das blosse Hinblicken auf die Sterne werden die Menschen die Gesetze für die Weiterentwicklung der Erde finden können; in der Erdenentwicklung selber wird mit Hilfe der Christuskraft das Gesetz des sozialen Zusammenlebens der Menschen gefunden werden müssen. Und dieses Gesetz rührt von dem Christus-Jesus selber her. D.h. sein Leben wird nun kosmisch-bestimmend für die Erdgeschichte selber.
Ein Rhythmus herrscht, der nicht in den Sternen zu finden ist, sondern eben in dem Leben des Gott-Menschen auf Erden. Was seitdem zu Weihnachten eines Jahres in den Menschheitsgeschicken veranlagt wird, das hat seine Wirkung, seine Auferstehung - sei es im Guten oder im Bösen - zu der Osterzeit, die 33 Jahre später liegt. Was - um ein konkretes Beispiel zu nehmen - im ersten Jahre dieses Jahrhunderts (das war das Jahr 1901) bis zu Weihnachten als Weltgeschichte veranlagt wurde, das bewirkte seine Folgen in diesem nun abgelaufenen Jahre 1934 von Ostern ab.
Und auch dasjenige, was der Mensch geistig verrichtet, zum Heile oder zum Unheile der Menschheit, was über sein persönliches menschliches Schicksal hinausgeht, es schreibt sich gleichsam in die Erde ein und wirkt sich aus nach dem 33 jährigen Rhythmus, dem ersten spirituellen, wirklichen Erdenrhythmus, der für die Erde so etwas wie eine geistige Umlaufszeit darstellt, ohne durch den seienden, von der Vergangenheit herrührenden Kosmos bestimmt zu sein. (18)
Diese 'Urlaufszeit der geschichtlichen Ereignisse' hatte ihren Anfang in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember des ersten Jahres unserer Zeitrechnung. Was da geschah, das vernahmen nicht nur die Hirten auf dem Felde, zu denen die Engelsbotschaft ertönte, das nahmen auch wahr, mit Hilfe ihres kosmischen Schauungsvermögens, mit Hilfe auch ihrer astrologisch-spirituellen Weisheit, die Magier aus dem Morgenlande. Sie wussten: Nicht nur wird unser Lehrer Zarathustra wiedergeboren werden. Es wird auch der grosse Sonnengeist, von dem er uns kündete, bald zur Erde herabsteigen und sich in einen Menschen niederlassen. Und das Zeichen dazu, dass sich diese Dinge vollziehen werden, das wird dem Geistesauge sichtbar sein. Aus einem uralten Mysterienwissen heraus hatten die Magier diese Kenntnis. Das grosse Menschheitsbild von der mit der Sonne bekleideten Jungfrau, die das Kind gebiert, das zuerst in den atlantischen Mysterien geschaut werden war, es stand wiederum vor diesen Seelen.
Es leuchtete im Kosmos wiederum auf, als sich dasjenige auf Erden verwirklichte, was zur Mitte der Erdenentwicklung sich nur im astralen Lichte zeigen konnte. Und die Magier wussten wenn auf der Erde die grösste Finsternis des Jahres sein wird, wenn die äussere physische sonne am tiefsten steht auf ihrer Bahn und die Erde zur Mitternacht auch diese Wintersonne zudeckt, wenn dann wir geistig schauen werden, - so wie wir den Zarathustra schauten von den Zwillingen zur Jungfrau schreitend - wie die Sonne geistig strahlen wird aus der Jungfrau, dann wird der grosse weltgeschichtliche Augenblick gekommen sein. Jetzt wird der Christusträger als Erdenmensch geboren vor der zur Trägerin der kosmischen Kräfte gewordenen Jungfrau.
Und der Kosmos, gibt uns das Zeichen dessen, was von jetzt ab anfängt sich zu verwirklichen, indem die Sonne für unser Schauen zur mitternacht der Wintersonnenwende nicht da sich zeigt, wo sie für den äusseren physischen Anblick steht, sondern da, wo sie nach dem geistigen Vorgang, der zwischen Himmel und Erde sich jetzt abspielt, stehen muss. Aus der Jungfrau werden wir das kosmische Symbolum der Weltenkraft funkeln sehen um die Mitternacht der 24. zum 25. Dezember. Nicht wie eine äussere Konstellation an die Himmel, die geistigen Welten zeigen uns, das es von jetzt ab nicht nur jahrtausende alten kosmischen Gesetzen unterworfene Konstellationen gibt, (19) nach denen sich Geburt und Tod vollziehen, das Erdenleben und die Menschengeschichte sich abspielen. Dasjenige, was auf der Erde sich ereignet, das wirft nun selber seinen Schein, seine 'Gloria' in die Himmel zurück, und die Himmel zeigen in einem mächtigen Bilde, dass die Erde von diesem Moment ab selbst schöpferisch, kosmosbildend im Weltall geworden ist. Was einmal als kosmische Gesetzmässigkeit in Zukunftswelten leben wird, das wird seinen Ausgangspunkt nehmen von demjenigen, was jetzt zunächst sich dem imaginativen Schauen bietet.
In dieser ersten Weihenacht erblicken die Magier das Zeichen: die Sonne scheint zur Mitternacht aus der Jungfrau. Eine neue Konstellation hebt an: das Kind in der Weihnacht geboren aus Maria der Jungfrau und dem Heiligen Geiste, diese zusammen bilden jene imaginative Konstellation.
Und als es Tag und wiederum Nacht geworden ist, da steigt wiederum auf das Sternbild der Jungfrau, die mit der Sonne bekleidet ist, und jetzt hat sie zu ihren Füssen den Mond. Der Mond, den sie vorher gleichsam in der Hand gehalten hat, ist weitergewandert und steht zu Füssen der Jungfrau. Vor dem schauenden Auge erscheint die Weihnachts-Imagination.
Dann wissen die Weisen aus dem Morgenlande, dass die Zeit gekommen ist, und sie begeben sich auf die Reise. Sie folgen dem Weg des Zarathustra-Sternes, der sie zur Geburtsstätte hinführt. Und nun bringen sie ihrem wiedergeborenen Meister dasjenige dar, was als symbolische Gaben ausdrücken soll, dass die alte glorreiche Sternenkunde, dass die Ausübung der menschlichen Tugend und die Pflege des Unsterblichen in der Menschenseele, die Früher nur im Zusammenhang mit der äusseren Sternenkonstellation vollzogen werden konnten, dem Neuen, das jetzt in die Welt treten wird, geopfert werden müssen. (20)
Sie haben erkannt, dass die Zeitenwende angebrochen ist. Der grosse Pythagoras selber ist unter den drei Königen ('Könige' hiessen damals Eingeweihte), die kommen das Kind zu verehren. Er, der in einem vorigen Leben als Pythagoras in den chaldäischen Weisheitsschulen den Zarathustra als seinen Lehrer gehabt hatte, (Vergl: 'Das Alpha und das Omega'. 'Das Goetheanum' XIII Jahrg Nr. 23.) er opfert das Gold; schwerwiegendes Gold ist es, das diese reich beladene Seele zu den Füssen des Jesuskindes hinlegt. Die Grösse des Opfers entspricht der Grösse der Einsicht, dass in jener heiligen Nacht eine neue Konstellation angefangen hat, erstmalig, und den übrigen Menschen noch unsichtbar, aber bestimmt, Erde und Menschheit nach und nach in ein neues Dasein überzuleiten. (21)
Elisabeth Vreede, phil. doct.
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